Hamburg

Als Überschrift hatte ich kurz „Hamburg meine Perle“ erwogen. Aber nun ist die Stadt ja nicht meine, und außerdem finde ich den Titel zwar schön, den Rest des Textes, der doch arg versnobt daherkommt, aber nicht so. Von sprachlich problematischen Konstrukten („in Juve“; „ist das für uns ’nen Auswärtssieg“) mal ganz abgesehen. Meine Meinung. Vielleicht also besser was von Tocotronic („Ich bin neu in der Hamburger Schule“). Oder halt schlicht den Namen der Stadt. 

Also Fazit.

Von HH hab ich dieses Mal eigentlich wenig gesehen, weil ich mich vorwiegend im Umland herumgetrieben habe – und nicht auf der Reeperbahn, Frau Loss!! Sowas. Ts.

Das Volksparkstadion konnte ich jetzt auch abhaken. Das Spiel war sehr mäßig, aber die HSV-Fans begannen irgendwann zu singen: „Hamburg ist viel schöner als Berlin“, was ich durchaus unterschreiben würde (aber weil Berlin demnächst auch auf dem Programm steht; halte ich mal lieber die Klappe). Außerdem ist in Hamburg auch nicht alles Blankenese. Und der Weg von der S-Bahn zum Stadion, an der Müllverbrennungsanlage vorbei, kriegt nun auch keinen Stern, vor allem keinen olfaktorischen.

Immerhin konnte ich noch einen Blick auf die Bundesliga-Uhr des HSV werfen. Wer weiß, wie lange es die noch gibt.

An Altona 93 kommt der HSV trotzdem nicht ran. 

Rückfahrt also. Zunächst gab’s zwei Folgen aus der Reihe Eisenbahn-Romantik (Folge 4: Geänderte Wagenreihung; Folge 7: Betriebsstörung am Zug), dann eine weitgehend problem- und ereignislose Fahrt. Alles gut.

Hier noch ein paar Impressionen. Was mir halt so vor die Linse gelaufen ist.

A.F.C. 93

Begeisterung beim Reisehasen. Das seit 1898 ausgetragene und somit älteste Stadtderby Deutschlands im zweitältesten Stadion: Geiler wird’s nicht. 

Altona 93 ist ja immer eine Reise wert, und ich bin da ja auch nicht zum ersten Mal (aber vielleicht zum letzten Mal, denn dem Stadion droht der Abriß). Heute empfängt der Altonaer Fußball-Club von 1893 den SC Victoria Hamburg. Und es ist mächtig was los in der über 100 Jahre alten Adolf-Jäger-Kampfbahn, zwischen Zeckenhügel und Meckerecke.

1.350 Zuschauer sehen ein 5:1 für Altona 93; die Stimmung ist dementsprechend gut. „Kærlighed. Øl. Altona 93!“

Bergedorf 

Bergedorf ist zwar ein Hamburger Stadtteil, liegt aber so weit draußen im Südosten in der ländlichen Umgebung der Vierlande, daß es mit Hamburg eigentlich nicht mehr viel zu tun hat und eher wie eine eigenständige Stadt wirkt.

Es gibt ein eher modernes Zentrum mit alter Pfarrkirche und einer handvoll Fachwerkhäusern.

Außerdem ein Schloß aus dem 17. Jh. auf einer Insel in der schon im 13. Jh. aufgestauten Bille…

…und etwas außerhalb noch eine funktionsfähige Windmühle von 1832 mit der für bergbau-gewöhnte Besucher doch eher überraschenden Aufschrift „Glück zu“.

Dat mut glücken

Der dänische König Christian IV. ließ ab 1617 an der Unterelbe eine Festungsstadt errichten, die er Glückstadt nannte, denn: „Dat schall glücken, dat mut glücken, und dan schall se ok Glücksburg heten“. Geplant war die neue Stadt sowohl als Residenz als auch als Konkurrenz zu Hamburg und Altona.

Entstanden ist eine typische neuzeitliche Fürstenstadt, mit großem zentralem Marktplatz, von dem geradlinig die Straßen ausgehen. Als Saarlouiser fühle ich mich da natürlich an die Vauban’schen Festungsstädte erinnert.

Glückstadt aber war auch Hafenstadt und besitzt den Stadthafen noch heute, auch wenn der eher beschaulich als geschäftig daherkommt.

Der Plan, Hamburg Konkurrenz zu machen, ging bekanntlich nicht auf. Aber was bleibt, ist eine sehenswerte Kleinstadt, die schön in den Elbmarschen liegt.

O Fortuna

…so beginnen Carl Orffs „Carmina Burana“. Wenn die Stadt schon Glückstadt heißt, bleibt dem Fußballverein ja quasi nicht anderes übrig, als sich den Namen Fortuna zu geben.

Die Fortuna spielt auf einem schönen Gelände in den Elbmarschen direkt hinterm Deich.

Gegen Büsum allerdings scheint Fortuna gerade keine Zeit zu haben, denn die Glücksburger verlieren 2:4. O Fortuna. 

Elbphilharmonie 

Im Januar eröffnet, hat sich die Elbphilharmonie sofort zum Besuchermagneten entwickelt.

Das gilt sowohl für die Konzerte, die auf Monate hinaus ausverkauft sind, als auch für die Besichtigung der Aussichtsterrasse. Der Andrang ist immens. Aber es lohnt sich, denn architektonisch ist ihnen da ein großer Wurf gelungen. Ok, es war etwas teurer als gedacht, aber wichtig ist ja bekanntlich, was hinten rauskommt.

Die Aussicht über Hafen und Speicherstadt ist schon was Besonderes. 

Allen gefällt das.

Stade

Von Buxtehude aus sind’s nur 20 Bahnminuten bis Stade (allerdings nur hin – zurück waren’s dank einer Betriebsstörung dann 60). Die Stadt kommt ohne Hase und Igel aus und hat dann auch noch das Pech, für ein inzwischen abgewickeltes und rückgebautes Kernkraftwerk bekannt zu sein. Unfair wäre es, die Stadt darauf zu reduzieren, denn die von den Flußarmen der schiffbar gemachten Schwinge umgebene Altstadt ist richtig hübsch.

Stade ist eine alte Hansestadt, was man an den alten Kontoren, den innerstädtischen Häfen, Straßennamen wie Salzstraße und überhaupt einer gewissen Ähnlichkeit mit Lüneburg erkennen kann. Und auch die kulinarische Komponente ist präsent.

Buxtehude

Ick bün al dor.

Buxtehude, hübsche Kleinstadt südwestlich von Hamburg, war Austragungsort eines bedeutenden Ereignisses, dem heute ein Denkmal gesetzt ist:

Hier fand nämlich der Wettlauf von Hase und Igel statt. Die Überlieferung in der Grimm’schen Form zweifle ich allerdings an, denn da ist der Hase als ziemlich arroganter und ein wenig doofer Geselle geschildert, was natürlich nicht der Realität entsprechen kann. Der Reisehase glaubt diese Version jedenfalls nicht. Und die Igel sind ja auch nicht ganz fair.

In der Stadt kann man Hase und Igel dennoch an allen Ecken und Enden finden.

Ganz meine Stadt also. Und auch sonst lohnt die Altstadt einen Besuch. Hier das Rathaus.