Steiermark: Résumé

Knapp 4.000 Kilometer an 18 Reisetagen, die ein umfangreiches Programm beinhalteten. Das ist nicht gerade wenig, läßt sich aber recht gut bewältigen, wenn man morgens gleich die richtigen Produkte zum Frühstück bekommt:

Die Steiermark jedenfalls hat mich voll überzeugt, und ich bin von dieser Tour sehr begeistert (ich habe mich sogar schon sagen hören, daß es dort beinahe so schön ist wie in Frankreich). 😉 Und jetzt überlege ich, ob es eine Verlängerung geben wird, bei der ich die ausgefallenen Wanderungen im Ennstal noch nachhole.

Besonders gefallen hat mir die kulinarische Vielfalt, die die Region bietet und die zu nicht unwesentlichen Teilen von lokalen Erzeugern getragen wird, denen man die Produkte quasi direkt an der Haustür abkaufen kann.

Und landschaftlich gibt es vom Hochgebirge (Dachstein) bis zur Tieflandebene auch einiges an Abwechslung. Vielleicht sind nicht die Top-Ziele für die Besuchermassen dabei, aber vielleicht ist ja genau das auch das Schöne. 

„die landschaftsidentifikation ist nur dann günstig, wenn eine günstige landschaft vorhanden ist, z.b. eine herrliche. die steiermark ist eine überaus günstige landschaft“ (Gruber: Hödlmoser; excurs über die voraussetzungen der herrlichkeit)

Der Reisehase sagt also Dankeschön, zum einen an die überaus günstige Landschaft, zum anderen an die wenigen, aber dafür überaus günstigen Leser, die die Tour hier im Blog vollständig mitverfolgt (und tapfer die gefühlt 545 Mailbenachrichtigungen ertragen) haben. 😚

Irschenberg

Damit die Rückfahrt nicht so lange wird: Zwischenhalt in Irschenberg in Bayern. 

An Irschenberg rauschen die Allermeisten nur vorbei, denn die A8 München – Salzburg verläuft unmittelbar südlich des Ortes. Wer hier anhält, macht das höchstens an der Raststätte Irschenberg. Dabei ist zum einen das Dorf selbst sehr hübsch, zum anderen gibt’s einen Aussichtspunkt. Von hier aus blickt man auf die Wallfahrtskirche Wilparting und die Alpen mit Benediktenwand, Kampenwand, Wildem Kaiser usw.

Ist das schön! Und das Wetter tut sein übriges dazu, denn die herannahende Gewitterfront erweist sich zwar als ausgesprochen naß, aber auch als sehr photogen.

Und hinterher scheint ja auch gleich wieder die Sonne.

Als Tourabschluß gibt es also nochmal ein richtiges Highlight, vor allem ein landschaftliches. Und auch ein Spaziergang in den Ort lohnt sich.

Hier gibt es einen kleinen Dorfplatz mit Kirche, Rathaus und Bäckerei drumherum. Und vor allem sitzt hier die Dorf-Resi, der der Reisehase (hier: der Resihase) direkt mal sagen kann, wie gut es ihm hier gefällt.

Mais maintenant un dernier regard pour le lapin voyageur avant le retour (et les dernières 400 kms du tour).

Kremsmünster und Schlierbach

Den Abschluß des österreichischen Teils der Tour bilden zwei Klöster:

Kremsmünster ist ein 777 gegründetes Benediktinerstift, das sich bald zu einem kulturellen und religiösen Zentrum entwickelte. 

Der als Sternwarte genutzte, 1749 errichtete sog. „Mathematische Turm“ gilt mit seiner Höhe von fast 50 Metern als eines der ersten Hochhäuser Europas. Da er nicht in Kapfenberg bzw. überhaupt in der Steiermark steht, kommen hierher auch keine Leute, um Kremsmünster zu beschimpfen. Die seit 1749 hier vorgenommenen Wettermessungen sind die älteste meteorologische Meßreihe weltweit.

Schlierbach ist eine Zisterzienserabtei, die heute noch besteht (und eine mehrfach preisgekrönte Käseherstellung unterhält). Das 1355 gestiftete Kloster (zunächst ein Nonnenkloster, dann seit 1620 als Mönchskloster) besitzt eine in der Barockzeit neugebaute Klosteranlage, was man vor allem im Inneren der Klosterkirche sieht.

Fun fact: Vor der Stiftung des Klosters stand an der Stelle die Burg von Graf Zwentibold. Falls noch jemand einen Namen für den Nachwuchs sucht…

Steyr. Vorwärts.

Über die Eisenstraße geht’s nun aus der Steiermark hinaus und hinüber nach Oberösterreich.

Der Name der Steiermark leitet sich von der Stadt Steyr ab, obwohl Steyr heute oberösterreichisch und also gar nicht (mehr) steirisch ist.

Der Name Steiermark kam im Mittelalter auf, als die Traungauer Grafen, die ihren Stammsitz in Steyr hatten, die Herrschaft über die damals noch Mark oder Mark Karantanien genannte Region übernahmen.

In Steyr war ich während der letztjährigen Tour schon. Daran, daß es eine ausnehmend schöne Stadt ist, hat sich seitdem nichts geändert.

Heuer lag der Besuchsschwerpunkt daher auch nicht in der Altstadt, sondern an der Volksstraße, wo der 1919 gegründete SK Vorwärts Steyr zuhause ist, ein Verein mit Wurzeln im Arbeitermilieu, treuen und lautstarken Anhängern und einem engen und atmosphärisch schönen Vorwärts-Stadion in Innenstadtnähe.

Statistisches: Vorwärts Steyr – Sturm Graz Amat. 1:1 (0:1). Regionalliga Mitte. 950 Zuschauer.

Leopoldsteiner See

Und wer nun glaubt, die Eisenstraße sei ausschließlich eine langgestreckte Industriebrache resp. ein industriehistorisches Freilichtmuseum, der irrt. Die Straße verläuft landschaftlich wunderschön zwischen den Bergmassiven der Eisenerzer Alpen und dem Hochschwab.

Und nur vier Kilometer vom Eisenerzer Zentrum entfernt liegt der Leopoldsteiner See, ein Bergsee am Fuß der steilen Wände der Seemauer, eines Ausläufers der Hochschwab-Gruppe.

Kein schlechter Abschluß für die Steiermark, denn über Hieflau und Altenmarkt geht es dann hinüber nach Oberösterreich.

Steirische Eisenstraße

Zwischen Leoben im Süden und Altenmarkt an der Grenze zu Oberösterreich verläuft die Steirische Eisenstraße mit zahlreichen hochrangigen Denkmälern der Industriekultur. In den Orten an Vordenberger Bach und Enns ist schon in der Römerzeit und im frühen Mittelalter Erzabbau nachgewiesen, zum Beispiel in Trofaiach, wo im Renaissanceschloß Stibichhofen ein Museum eingerichtet ist.

Etwas weiter liegt Vordernberg mit teilweise erhaltenen Hochöfen des 19. Jh., zum Beispiel der des Radwerks X:

Im Ortszentrum steht noch das 1846 errichtete klassizistische Hauptgebäude des Radwerks IV. Es beherbergt ein Museum und den einzigen erhaltenen Holzkohle-Hochofen Österreichs. Außerdem lief hier ab 1853 die erste Dampfmaschine des Landes.

Höhepunkt der Eisenstraße ist das gegen Beginn der Tour schon ausführlich gewürdigte Eisenerz mit dem beeindruckenden Erzberg.

Größer als ein kleiner Reisehase: Der Erzberg.

Alpine Donawitz

…spielte noch in den späten 80er Jahren in der ersten österreichischen Liga, brach dann aber irgendwann ein, als die Unterstützng des lokalen Stahlwerks der Vöest nachließ. Als dann im Zuge der Finanzkrise 2008 der neue Sponsor ins Schlingern kam, folgte die Insolvenz des Vereins. Heute spielen die Grün-Weißen gehobenen Amateurfußball, heißen seit den 90er Jahren schon DSV Leoben und treten noch immer im angestammten Stadion Donawitz an, das noch Erinnerungen an die Glanzzeiten des Vereins hervorrufen kann. Es steht direkt am Werksgelände des Stahlwerks.

Und wer nach der bisherigen Lektüre des Blogs glaubt, daß in der Steiermark immer nur blauer Himmel vorzufinden ist: Heute Abend ist Fritz-Walter-Wetter. Es ist zwar nicht das Wankdorf-Stadion in Bern, aber „der Regen prasselt unaufhörlich hernieder“ (H. Zimmermann)

Das Spiel in der Steirer Liga zwischen DSV Leoben und USV Gnas endet 1:1, Für die Spieler kann’s kein großer Spaß gewesen sein, und für die Zuschauer (bzw. auf österr.: Zuseher) ist die überdachte Tribüne ein Glück.

Mürzzuschlag

Die Mürz macht, von Norden kommend, am Semmering eine lange Rechtskurve und fließt ab Mürzzuschlag in südöstlicher Richtung. ​Ob der etwas seltsame Name „Mürzzuschlag“ wirklich von der Mündung der Fröschnitz in die Mürz stammt, wie teilweise zu lesen ist, möchte ich bezweifeln (es klingt mir wenig plausibel, denn dafür gibt’s ja schließlich die Endung -münd oder -gmünd, und niemand nutzt das Verb „zuschlagen“ für „einmünden“). Egal. 

Der Ort ist eine leidlich hübsche Kleinstadt ohne spektakuläres Stadtbild. Man kann aber das interessante Südbahn-Museum besuchen:

Schon in den 1840er Jahren wurde auf Veranlassung des Erzherzogs Johann nämlich die Bahnstrecke von Mürzzuschlag nach Graz gebaut, die wenige Jahre später durch den Bau der Semmeringbahn Teil der Südbahntrasse Wien->Triest wurde.

Mit dem Kurierzug schaffte man die Strecke schon um 1870 in 13 Stunden. Heute sind es immer noch acht Stunden, also gar nicht so viel weniger (aber da sind jetzt ja auch zwei Landesgrenzen dazwischen, die es 1870 noch nicht gab). 

Das Museum beschäftigt sich mit dem Bau und der Geschichte der Südbahn, was insbesondere am Semmering eine ingenieurstechnische Meisterleistung war. Die Semmeringbahn zählt daher inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe. In einem Ringlokschuppen des Museums steht auch eine Sammlung alter Schienenfahrzeuge, darunter auch einige recht abstruse Gerätschaften.

Im Mürztal

Das untere Mürztal verläuft zwischen Mürzzuschlag und Bruck an der Mur, wo die Mürz in die Mur mündet. Es ist schon seit langer Zeit eine wichtige Nord-Süd-Verbindung und dementsprechend sowohl recht dicht besiedelt als auch stark befahren. Zwischen Mürzzuschlag und Bruck reiht sich fast ohne Lücke ein Ort an den nächsten.

Kapfenberg ist der erste Ort nach Bruck, die einwohnerstärkste Stadt des Mürztals und Heimat eines aktuellen Zweitligisten, des Kapfenberger SV. Der war auch schon erstklassig und nennt mit dem Franz-Fekete-Stadion eine wirklich hübsche Spielstätte sein Eigen. Im Hintergrund übrigens die Burg Oberkapfenberg.

Zu Kapfenberg möchte ich ansonsten Reinhard Gruber nochmal zu Wort kommen lassen: „so erinnere ich mich noch persönlich an die vielen proteste aus der ganzen landesbevölkerung, als in den 50erjahren in unserem jahrhundert das erste steirische hochhaus in kapfenberg gebaut wurde, zu dessen beschimpfung man scharenweise nach dort pilgerte. aufgrund dieser architektonischen tatsache zählt kapfenberg heute zu den meistbeschimpften städten der steiermark.“

In Krieglach (bzw. auf einem Hof am Alpl in der Nähe) wurde 1843 der Schriftsteller Peter Rosegger geboren. Und so sieht seine „Waldheimat“ aus:

Sein Grab, wie von ihm gewünscht mit einem einfachen Holzkreuz, befindet sich auf dem Krieglacher Friedhof.

Eine Begegnung gab’s in Krieglach auch: Das wird wohl mal eine Schlange, wenn’s groß ist. 

Wenn es sich allerdings weiter auf der Straße rumtreibt, wird’s wohl nicht viel größer werden als die momentanen ca. 10cm… 😒 Ich habe zwar versucht, es in Richtung Grünstreifen abzudrängen, aber wenn Lebewesen partout in die falsche Richtung drängen, kann ich auch nix machen… Alles schon erlebt.

 Auf den Hochlantsch

Das Wetter paßt (18 Grad, Sonne): Wandertag! 

Vom Teichalmsee auf den Hochlantsch. Zurück über Schüsserlbrunn.

13,13km in 2:44h. Ca. 600hm.

Der Hochlantsch ist der höchste Berg im Grazer Bergland, nördlich der steirischen Landeshauptstadt. Start ist am Teichalmsee auf 1172m Höhe.

Vom See aus geht es direkt in den Anstieg zum Hochlantsch, und der Weg verläuft praktisch geradeaus bis hinauf zum Gipfel (d.h. mit einer der Hangneigung entsprechenden Steigung).

Oben, aus 1720m Höhe, bietet sich ein weiter Rundblick.

Von Südosten her ist der Berg trotz des steilen Anstiegs ohne Klettern zu erwandern. Dagegen fällt er nach Norden hin fast senktecht ab.

Da muß ich aber zum Glück nicht hin. Stattdessen verläuft der Rückweg zunächst nach Westen entlang der Kante in Richtung Schüsserlbrunn. Aber vor dem Abstieg darf sich der Reisehase noch ins Gipfelbuch eintragen. 😊

Der Rückweg bietet neben schönen Ausblicken zudem eine Begegnung mit dem Steirischen Jokl.