Nördlinger Ries

Wenn ich schreibe, daß es sich bei der kreisrunden Ebene des Nördlinger Rieses um einen Meteoritenkrater handelt, erzähle ich keine sensationelle Neuigkeit.

Sensationell – und einzigartig –  ist aber auf jeden Fall die Landschaft.

Der Impakt war vor etwa 15 Millionen Jahren und muß gigantisch gewesen sein; Gestein flog bis zu 100km weit, und das Ereignis hatte weitreichende Auswirkungen auf die Landschaft. Der Main zum Beispiel war vorher noch ein Nebenfluß der Donau… Der entstandene Kratersee verlandete später, es bildete sich das heutige Ries heraus, das von der Wörnitz durchflossen wird (Kurzfassung).

Aufgrund des Durchmessers von 25 Kilometern ist es schwierig, vom Boden aus den Krater als Ganzes zu überblicken. Aber eine Wanderung am Kraterrand (siehe gestern) bietet auch schöne Eindrücke.

Nördlingen

Nördlingen gehört zu den wenigen Städten, die eine vollständig erhaltene Altstadt innerhalb einer vollständig erhaltenen Stadtmauer besitzen. Also wie Rothenburg ob der Tauber oder Dinkelsbühl.

Über die Wehrgänge der 2,6km langen Stadtmauer kann man die alte Reichsstadt vollständig umrunden. 

Mitten in der Stadt steht das Münster St. Georg. Auf den gut 90m hohen Turm namens Daniel (🤔) kann man hinaufsteigen. 

Es sind wohl 350 oder 365 Stufen, was ich aber nicht verfizieren kann:  Ich hab beim Zählen den Überblick verloren… Auf den immer enger und steiler werdenden Treppen kommt man auch an einem historischen Radwerk vorbei.

Für den Aufstieg wird man mit einem tollen Ausblick auf die quasi kreisrunde Stadt inmitten des quasi kreisrunden Nördlinger Rieses belohnt. Mangels 360-Grad-Kamera kommt das im Bild natürlich nicht rüber, aber was hoffentlich rüberkommt, ist, daß die Stadt sehr hübsch ist und die Sicht gigantisch.

Keltenweg

Wandertag 2: Auf dem Keltenweg, ein Rundweg am westlichen Kraterrand des Nördlinger Rieses entlang. Start und Ziel ist das Zisterzienserinnenkloster Kirchheim am Ries.

18,02km in 3:28h. Ca. 250hm.

Ich lasse mal die Bilder sprechen und sage nur: Grandios.


Da war wohl ein Kollege am Werk:

Harburg

Nicht der Hamburger Stadtteil auf der Rive Gauche der Hansestadt ist gemeint, sondern das Städtchen in Schwaben. Und wem Oettingen nicht idyllisch genug ist, der fahre hierher.

Eine Burg auf einem Felsen über der Wörnitz, eine alte Steinbrücke, Kirchen mit Zwiebelturm, Fachwerk. Das ist dann zurecht Teil der Romantischen Straße.

Fossa Carolina

Bei Treuchtlingen gibt es noch etwas ganz Besonderes, nämlich das hier.

Was auf den ersten Blick wie ein 08/15-Fischteich aussieht, ist der sogenannte Karlsgraben (Fossa Carolina). Es ist ein Teil eines Kanalprojektes, das von Karl dem Großen angestoßen wurde. Im karolingischen Reich wäre eine solche Verbindung wirtschaftlich und militärisch von enormer Bedeutung gewesen. Die Idee, den Main und die Donau mit einer schiffbaren Wasserstraße zu verbinden, gab es also schon im Jahr 793!

Die zu überwindende Strecke war hier auch gar nicht lang: Zwischen Fränkischer Rezat (-> Main) und Altmühl (-> Donau) liegen gerade mal drei Kilometer. Das wäre mit den damaligen technischen Möglichkeiten grundsätzlich machbar gewesen, aber das Projekt scheiterte wohl an den ungünstigen Bodenverhältnissen. Die Quellenlage hierzu ist aber äußerst dünn. 

Bis heute kann man ein etwa 1,5km langes Stück des Kanals sehen, im Treuchtlinger Stadtteil Graben (passender Ortsname). Am südlichen Ende ist es oben gezeigter Fischteich, im Norden wird es eher verlandet und sumpfig.

Auch einen Blick werfen sollte man in die kleine Kirche von Graben: Hier haben sich mittelalterliche Wandmalereien erhalten. Und der Engel rechts unten scheint die Kanalpläne zu studieren. 😉

Die Verbindung von Main und Donau gelang dann erst mit dem Ludwigskanal 1846 und dem Main-Donau-Kanal 1992, beide weiter östlich gelegen (Bamberg-Kelheim). Und beide deutlich aufwendiger: Für den 172km langen Ludwigskanal z.B. wurden 100 Schleusen gebaut. 

Oettingen

Oettingen ist ein kleines Residenzstädtchen an der Wörnitz mit Schloß, Fachwerkrathaus und netter Altstadt. Hier und da klappert auch ein Storch auf dem Dach. Ein Fachwerkidyll.

Und wer jetzt denkt: Oettingen… Den Namen kenn ich doch… Genau: 

Die Brauerei ist hier. Bekannt auch aus dem Landtagswahlkampf in BaWü, als die Partei DIE PARTEI (sie ist sehr gut!) plakatierte: „Oettinger stürzen!“

Pappenheim

Wallenstein wußte, daß er sich auf seinen Feldherrn Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim und dessen Truppen verlassen konnte: „Daran erkenn ich meine Pappenheimer“. So jedenfalls nachzulesen bei Schiller.

Der für seine Loyalität gerühmte Feldherr, General im Dreißigjährigen Krieg, in Treuchtlingen geboren und 1632 in der Schlacht bei Lützen tödlich verwundet, stammte aus Pappenheim, wo an der Altmühl ein altes Grafengeschlecht ansässig war. 

Heute ist es ein kleines Städtchen mit gleich mehreren Schlössern (darunter eines von Leo von Klenze) und einer mächtigen Burgruine, die auf einem Felsen über der Stadt thront.

Hier gibt’s dann auch die Belohnung für die lange Wanderung: Im Gasthof zur Sonne, mit regionaler Küche, von Slowfood empfohlen und sehr fein.

Kennt jetzt auch seine Pappenheimer (oder zumindest Pappenheim): Der Reisehase.

Rund um Treuchtlingen

Wandertag. C’est le lapin randonneur aujourd’hui.

Auf dem Schlaufenweg um Treuchtlingen. 20,61km in 3:44h. Ca. 200hm.

Schöne Landschaften hier im Altmühltal.

Und auf dem Weg lag auch Treuchtlingen, mit Schloß im Zentrum.

Und auf dem Marktplatz pressen junge nackte Frauen Fische aus:

Und hier gibt’s auch eine Stärkung.

Oberhalb der Stadt steht die Ruine der Oberen Veste; vom kürzlich restaurierten Bergfried hat man einen schönen Blick auf Treuchtlingen und das Altmühltal.

Der Rückweg führt dann über mehrere kleine Dörfer und entlang der Altmühl.

O.Cist.: Kaisheim und Niederschönenfeld 

Es gibt hier auch die Gelegenheit, meine Liste der Zisterzienserklöster um fünf Einträge zu verlängern.

Sehr schön ist die Klosterkirche von Kaisheim. 

Für Süddeutschland eine echte Überraschung: Kein üppiger Barock, sondern erhaltene und sichtbare Gotik in den ursprünglichen Formen aus dem 14. Jh.

Kreuzrippengewölbe im Mittelschiff:

Schön auch das Chorgestühl:

Nicht weit entfernt steht, etwas abseits und vermutlich daher nicht so bekannt, Niederschönenfeld. Die Kirche mit zwei Türmen (aber ohne Westfassade; hier ist ein Gebäude vorgebaut) ist von außen recht schlicht (jedenfalls für eine bayerische Barockkirche). 

Im Inneren dominieren der Stuck und der Farbton Blau. 

Die eigentlichen Klostergebäude werden übrigens heute sowohl in Kaisheim als auch in Niederschönenfeld als Gefängnis genutzt. Wie ja z.B. auch Clairvaux. Die Knastdichte hier im ländlichen Schwaben wundert mich dennoch. Hier die Kaisheimer Klostergebäude:

Nobel, nobel. 

Kein Knast, sondern ein Hotel ist heute Leitheim, der Sommersitz der Kaisheimer Äbte. 

Donauwörth

Sehr hübsch ist auch das von Dillingen aus etwa 20km donauabwärts gelegene Donauwörth, an der Mündung der Wörnitz in die Donau.

Das ist aber nur ein Teilarm der Wörnitz; ein bißchen größer ist sie schon.

Auf den Münsterturm käme man hinauf, aber leider nur mit Führung und an bestimmten Wochenenden.

In der Wallfahrtskirche Heilig Kreuz wird ein echtes Stück Holz vom echten Kreuz Christi aufbewahrt. Echt ehrlich…

Das Holz ist in der Monstranz auf dem Altar rechts. Auf dem Deckenfresko der Gnadenkapelle sieht man übrigens, wie diese Monstranz in Donauwörth ankommt: Sie landet direkt im nahen Klosterhof und wirbelt dabei mächtig viel Staub auf.

PS: Ich parke am Rand der Altstadt (am Alten Donauhafen) und zahle 30 Cent. Für *fünf* Stunden. Hallo, Graz, hallo Heidelberg.