Leoben

Glückauf? Ja. Leoben, zweitgrößte Stadt der Steiermark, ist eine alte Bergbaustadt und noch heute ein wichtiges Zentrum der Eisen- und Stahlindustrie (Vöest Alpine im Stadtteil Donawitz).

Wer jetzt aber an die vielbesungenen grauer Städte Mauern denkt, liegt falsch: Leoben hat eine hübsche Altstadt mit zahlreichen barocken Bürgerhäusern. Die in einer Flußschleife der Mur gelegene Stadt war schon im 14. Jh. ein wichtiger Handelsplatz.

Außerdem gibt es viel Grün im Zentrum. Und viel Kunst.

Im Vorort Göss steht das älteste Stift der Steiermark (im frühen 10. Jh. gegründet). Hier produziert heute – Steirische Spezialitäten IV – die Gösser Brauerei eines der verbreitetsten Biere Österreichs. Auch mal witzig: Während der Klosterbesichtigung Biergeruch einatmen.

Im Murtal

Zwischen Bruck an der Mur und dem Grazer Becken verengt sich das Murtal, so daß gerade noch Platz für den Fluß, die Autobahn und ein paar Orte ist.

In Deutschfeistritz hat sich ein Sensenwerk aus dem 19. Jh. erhalten, das mit Wasserkraft betrieben wurde.

Außerordentlich schön, auf einem Berg oberhalb eines alten Mur-Überganges, liegt Frohnleiten:

Hach. Watt schön.

Nicht ganz so schön liegt Bruck/Mur, was auch daran liegt, daß der Ort ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist (an der Hauptkreuzung sind mit Wien, Linz, Graz, Salzburg und Klagenfurt gleich fünf der neun Länderhauptstädte ausgeschildert). Einen schönen Blick auf die Stadt hat man von der Burgruine Landskron:

Und im Zentrum präsentiert sich Bruck durchaus farbenfroh:

Die Weltmaschine

Sie steht in einem Bauernhof in Edelsbach bei Feldbach: Die Weltmaschine des Franz Gsellmann. Der 1910 geborene Landwirt arbeitete daran von 1958 bis zu seinem Tod im Jahr 1981.

Fast alle Teile der etwa 4x2x4 Meter großen Maschine stammen vom Flohmarkt: Motoren, Spielzeug, Fahrzeugteile, Dekoartikel, Geschirr, Reisesouvenirs… Und man kann sie einschalten; dann wird es richtig beeindruckend: Überall dreht es sich, es pfeift und zischt und bimmelt und leuchtet und blinkt. 

Inspiriert wurde Gsellmann von der Weltausstellung 1958 und dem Atomium in Brüssel (das ihn wohl fasziniert hatte und das sich in der Maschine mehrfach wiederfindet). Er fuhr mit dem Zug nach Brüssel, um sich das Atomium anzuschauen – und am selben Tag wieder zurück. Für eine Übernachtung war kein Geld da.

Im selben Jahr wurde der Hof erst ans Stromnetz angeschlossen.

Nun konnte es losgehen mit dem Bau der Weltmaschine (zu der keine Pläne existieren). Zunächst heimlich in einem kleinen Raum, später in einem etwas größeren Anbau des Hofes.

Was Familie und Nachbarn in dieser ländlichen Gegend davon hielten und was sie über Gsellmann dachten, kann man sich ungefähr vorstellen. Umso schöner, daß die Maschine nach Gsellmanns Tod erhalten blieb.

So sieht die Rückseite aus (eigentlich ist es die Vorderseite, denn hier befand sich früher der Zugang zum Raum):

Hinfahren! Anschauen!

Und wer nun fragt, wozu die Weltmaschine denn dient, der hat Gsellmann nicht verstanden.

Ich finde, viel schöner kann man die Philosophie Sartres, daß die Existenz der Essenz vorausgeht, nicht veranschaulichen.

Der Reisehase jedenfalls ist höchst fasziniert. 😚

Im Apfelland

Das Apfelland hat aber nicht nur Apfelbäume zu bieten, sondern auch einige Kunstdenkmäler. Bei Stubenberg steht z.B. das alte Kloster Sankt Johann:

Oder Schloß Schielleiten, ein in den 1720er Jahren erbautes Barockschloß. Den Traktor hat der Typ übrigens genau 2,8 Sekunden, bevor ich das Photo machen wollte, dort abgestellt. Geht das eigentlich nur mir ständig so?

Aber der kluge Reisehase findet dennoch eine traktorfreie Perspektive.

Die Kreisstadt der Region heißt Weiz, hat etwa 11.000 Einwohner und einen schön angelegten Hauptplatz.

Und ein modernes Kunsthaus (2005):

Steirische Spezialitäten III

Aller guten Dinge sind drei. Bzw. dreimal drei. Oder so. Mindestens.

In Auersbach produziert Volcano feinste Schinken und andere Wurstwaren.

Nur einen Steinwurf entfernt findet man in einer unscheinbaren Halle Lavabräu. Wie der Name schon andeutet, ursprünglich ein Bierbrauer. Seit einigen Jahren produziert Lava aber auch Whisky. Daß die Österreicher das können, hat ja schon JH in Roggenreith in Niederösterreich bewiesen, wo ich letztes Jahr war. Auch der „Brisky“ genannte prämierte 2011er Single Malt von Lava ist so gut, daß ich (gerne) eine nicht gerade geringe Summe auf dem Tisch lege.

Danach ist erstmal ein Abstecher zur Bank nötig. 😉

Und etwas weiter nördlich liegt, zwischen Weiz und Stubenberg, das Apfelland. Auf einem der zahllosen Höfe mache ich bei einer sehr spendablen älteren Dame (die Proben sind jeweils gut gefüllte 0,3er Gläser) eine Degustation sortenreiner Apfelsäfte. 

Und was kommt raus? Unter anderem das:

Zu Wein, Honig, Klosteroblaten undundund hab ich jetzt noch nicht mal was geschrieben.

Das Label „Genußregion“ ist also auf keinen Fall übertrieben. Man findet hier sehr viele sehr hochwertige Spezialitäten, bei zwar durchaus gehobenem, aber eben auch angemessenem Preisniveau, direkt vom Erzeuger und in herausragender Qualität. Der Reisehase ist begeistert und wird in nächster Zeit wohl nicht Hunger leiden müssen.

Hartberg

Hartberg, eine Kleinstadt in hügeliger Landschaft, am Fuß des Ringkogels gelegen, hat ein hübsches Zentrum und ist seit einigen Jahren Mitglied der Cittàslow-Bewegung, als zweite Stadt Österreichs nach Enns. 👍

Auf dem Ringkogel steht ein 1906 errichteter Aussichtsturm, von dem man bestimmt eine prima Aussicht hat, wenn man zu einer Zeit dort ist, zu der das Ding auch geöffnet ist.

Steirisches Vulkanland

Die Bezeichnung Vulkanland für die südöstliche Steiermark ist noch nicht alt und zudem eine Marketing-Erfindung zur Förderung des Tourismus. Vulkane gab’s hier allerdings tatsächlich mal, und zwar im Miozän (bin zu faul, nachzuschauen, wann das war, aber es scheint schon etwas länger her zu sein).

Die Vulkankegel und Basaltfelsen ragen aus der ansonsten eher flachen Landschaft heraus, manchmal auch sehr prägnant wie hier in Riegersburg:

Auf den vulkanischen Ursprung weisen auch die vielen Thermen und Bäder hin  die es in der Region gibt: Bad Waltersdorf, Bad Gleichenberg, Bad Blumau… In letzterem steht die von Fr. Hundertwasser designte Therme. Unverkennbar:

Etwas südlich liegt Fürstenfeld, eventuell  dem einen oder anderen noch bekannt von dem 80er-Jahre-Hit gleichen Namens, mit dem eine Band namens STS damals sogar in den bundesdeutschen Charts auftauchte („I brauch koa große Wöld / I wui hoam no Füastnföld“). Kennt das noch jemand?

Direkt östlich beginnt schon das Burgenland, und die ungarische Grenze ist auch nur noch zehn Kilometer entfernt. Das Burgenland ist ja auch nichts anderes als Deutsch-Westungarn, also die ungarischen Territorien, die nach dem Ersten Weltkrieg zu Österreich kamen. Die Orte hier sind reine Straßendörfer, deren Häuser entlang der oft mehrere Kilometer langen Hauptstraße liegen, wie z.B. in Deutsch Kaltenbrunn.

Steirische Spezialitäten II

Es gibt ja noch mehr hier.

Bei Riegersburg produziert Josef Zotter seit einigen Jahren Schokolade. Für eine recht ansehnliche Summe kann man einen Rundgang durch die Produktion kaufen, darf dann alleine den „Genußweg“ gehen und bekommt vor allem einen Löffel mit, den man überall drunterhalten darf, wo Schokolade rauskommt. Und das ist viel. Ein Fest. Et un paradis aux fans du chocolat (j’y connais au moins une). 😊 Nebenbei erfährt man auch etwas über Kakaoverarbeitung und Schokoladenherstellung.

[Das ist übrigens kein Werbe-Posting, für das ich Geld bekäme (gibt’s ja häufiger mal in Reiseblogs). Im Gegenteil: Ich gebe welches aus.]

Ein paar Orte weiter positioniert sich Söchau als Kräuterdorf. Im Zentrum ist ein schöner Kräutergarten angelegt, der etwas größer ist als meiner zuhause (wo zudem große Teile des Bestandes den Winter nicht überlebt haben).

Und heute Abend gibt’s mein klassisches französisches Abendessen: Baguette, Käse, Rotwein. Mit Bärlauchkäse und einem steirischen Zweigelt aus Leutschach. Santé. 

Steirische Spezialitäten 

Gerade im Umland von Deutschlandsberg, auch Schilcher Land genannt, werden neben Wein und Obst vor allem Kürbisse angebaut. Deren Kerne werden dann in den zahlreichen Ölmühlen zu Kernöl verarbeitet, wie hier in Herbersdorf bei Stainz.

Und hier ist das Kernöl in Aktion zu bewundern: Zu gefüllter Hähnchenbrust und Bärlauchpüree. Je grüner übrigens das Öl, desto besser die Auswahl der Kürbiskerne.

Ein paar Dörfer weiter  in St. Nikolai im Sausal, gibt es mit der Distillerie Wöhrl inzwischen auch einen Whiskyproduzenten. Traditionelle Obstbrände sind aber auch im Angebot.

Und natürlich wird viel Weinbau betrieben. Überhaupt kann man hier an gefühlt jedem dritten Haus direkt beim Erzeuger kaufen.

Weinberge bei Sankt Nikolai im Sausal:

Und weiter östlich bei Klöch, das als Traminer-Hochburg bekannt ist.

Bad Radkersburg

Die Stadt liegt im äußersten Südosten am Ufer der Mur, die hier noch die Staatsgrenze bildet. Über eine Brücke ist es mit dem slowenischen Gornja Radgona verbunden, wo das Schloß Ober-Radkersburg auf einem Felsen über der Mur steht (Fluß -> Schloß: 284 Stufen).

Am Grenzposten Gornja Radgona kam es übrigens 1991 zu Gefechten im slowenischen Unabhängigkeitskrieg, bei denen es auch zivile Opfer gab. Hieran erinnert ein Denkmal kurz hinter der Brücke. Heute kann man einfach zu Fuß über die Brücke und zurück spazieren. Vive l’Europe!

Der Rundgang durch Radkersburg lohnt sich. Es ist eine planmäßige Gründung des späten 13. Jahrhunderts und heute eine wirklich sehenswerte kleine Stadt, mit teilweise erhaltenen Festungsanlagen, einem langgestreckten Hauptplatz und schönen Häuserzeilen in den Straßen drumherum.